Trash Walks in der Grundschule

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Heute stelle ich euch eine Möglichkeit vor, um bereits Grundschulkinder für die weltweit bestehende Müllproblematik zu sensibilisieren und gleichzeitig zum Umweltschutz zu aktivieren: die Trash Walks. Ich persönlich nahm zum ersten Mal im Juni 2018 auf Bali offiziell an einem Trash Walk teil. Damals im Rahmen des Trash Hero Projekts. Dabei beschloss ich, solche Trash Walks auch mit den Kindern in der Grundschule im Rahmen des HSU durchzuführen, so wie es die Green School Bali handhabt.

Was sind Trash Walks?

Die Bezeichnung „Trash Walk“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Mülltour“, „Müllwanderung“. Damit ist gemeint, dass man unterwegs beim Laufen Abfall einsammelt.

Warum mit Kindern auf Trash Walk gehen?

Hauptziel eines Trash Walks mit den Kindern ist es, nachfolgende Generationen frühzeitig für die Müllproblematik zu sensibilisieren, indem man gemeinsam mit ihnen auf Müllwanderung geht und dabei die Umwelt von Müll befreit. Durch das aktive Müllsammeln fördert man bei den Kindern ein tiefgründigeres Verständnis dafür, was der Abfall mit der Natur anrichtet, indem sie die Folgen der Vermüllung erleben und im wahrsten Sinne des Wortes begreifen.

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Im weiteren Verlauf fördert man dadurch optimalerweise, dass die Kinder ihr eigenes Handeln überdenken und bestenfalls intrinsisch motiviert zu weiteren Umweltschutzmaßnahmen greifen. Das wiederum kann bewirken, dass die Kinder durch ihr Handeln nicht nur selbst aktiv und aus eigener Überzeugung zum Umweltschutz beitragen, sondern dadurch bestenfalls sogar andere Menschen motivieren, es ihnen gleich zu tun.

Unabhängig davon verbringen die Kinder durch die Trash Walks gemeinsam Zeit an der frischen Luft, verfolgen ein gemeinsames Ziel und tun etwas für ihre körperliche Fitness. Und, was ich am besten finde: Als Lehrperson produziert man, um den Kindern das Thema „Umweltschutz“ zu vermitteln, keinen neuen Müll in Form von Arbeitsblättern, Info-Texten o.ä. 😉. Denn mit den Trash Walks lernen alle gemeinsam vor Ort durch aktives Handeln und eigene Beobachtung.

Wie führt man einen Trash Walk durch?

Möchte man mit seiner Klasse einen Trash Walk durchführen, finde ich es wichtig, dass man dies regelmäßig tut. Denn nur so können die Kinder langfristig beobachten, welche Veränderungen sie in der Umwelt durch ihr Handeln bewirken. Außerdem geht das arrangierte umweltbewusste Handeln nur durch die regelmäßige Wiederholung in das alltägliche Handeln über, weshalb mir eine gewisse Konstanz bei der Durchführung der Trash Walks unvermeidlich scheint.

Ich werde es in meiner Klasse so handhaben, dass wir ab der ersten Klasse einmal die Woche für eine Sachunterrichtsstunde auf Trash Walk gehen. Dabei plane ich, jeweils zum Halbjahr die Route zu ändern, wobei vorherige Routen dennoch ab und an abgelaufen und auf „neuen Müll kontrolliert“ werden. Während des Trash Walks gilt die Devise: Jeder sammelt allen Abfall, den er in der Natur entdeckt.

Tipp: Erkennt man in seiner Lerngruppe, dass einige Kinder unmotiviert am Abfall vorbeilaufen, kann man u.a. eine kleine Challenge starten „Wer sammelt heute den meisten Müll?“ oder den „Geheimen Star“ in der Lerngruppe etablieren.

Auf was gilt es bei der Ausstattung zu achten?

Für die wöchentliche Müllwanderung darf jedes Kind von zuhause ein paar wiederverwendbare, schnittsichere Gartenhandschuhe sowie eine Schutzbrille mitbringen. Zusätzlich werde ich für jedes Kind eine Feinstaubmaske besorgen, um die Atemwege der Kinder vor dem Eindringen von Feinstaub zu schützen. Und wir werden uns vor unserem ersten Trash Walk Müllzangen aus Holz basteln, um unsere Hände beim Müllsammeln vor Verletzungen zu schützen. Durch all die Maßnahmen werden die Kinder auch gleich mit den Gefahren, die der frei liegende Plastikmüll in der Natur mit sich bringt, konfrontiert.

Zum Sammeln werden wir wiederverwendbare, robuste Gewebesäcke verwenden. Dabei ist es, wie ich aus Erfahrung sagen kann, ganz wichtig, dass man Sackkarren beziehungsweise einige Schubkarren mitnimmt, auf denen die Abfallsäcke nach Hause transportiert werden können, da sie im Laufe des Trash Walks mitunter sehr schwer werden.

An warmen Tagen sollte man zudem unbedingt auf ausreichenden Sonnenschutz, sprich Sonnencreme, Sonnenbrille, Sonnenhut und Sonnenschutzkleidung achten. Außerdem sollten feste Schuhe beziehungsweise Gummistiefel Gesetz sein, gerade, wenn es auch mal durchs Gebüsch geht.

Folgende Ausstattung würde ich daher für jedes Grundschulkind empfehlen:

Welche sonstigen Vorbereitungen sind ratsam?

Außerdem werde ich vor Beginn des ersten Trash Walks gemeinsam mit den Kindern einige Regeln für die Durchführung formulieren – z.B. nicht auf die Straße laufen, in Hör- und Sichtweite bleiben – um die Kinder während des Ausflugs vor Gefahren zu schützen.

Und wir werden einige Grundsätze für die Durchführung besprechen, um bezüglich der Trash Walks Transparenz zu schaffen:

  • Wir sammeln nur anorganischen Müll, d.h. Plastik und Restmüll (keinen Bio-Müll).
  • Wir sammeln jedes Müllschnipselchen aus Plastik und Restmüll, das wir sehen.
  • Wir beobachten unsere Umwelt und das was wir unterwegs wahrnehmen ganz genau.

Wie geht es nach dem Trash Walk mit dem gesammelten Müll weiter?

Um mit den Kindern nicht nur auf Mülltour zu gehen, sondern die unterwegs gesammelten Erfahrungen und Eindrücke anschließend auch zu nutzen, werde ich nach jedem Trash Walk mit den Kindern eine kurze Blitzlicht-Runde durchführen, in der sie ihre unterwegs gesammelten Eindrücke und Wahrnehmungen verbal ausdrücken dürfen.

Anschließend werden wir gemeinsam die einzelnen Müllsäcke mit einer Kofferwaage wiegen, bevor wir den Müll sortieren (Plastik, Papier, Restmüll) und mithilfe einer Strichliste kategorisieren (Plastik: Strohhalme, Plastikflaschen etc./Papier: Zeitung, Eierschachteln etc./Restmüll: Taschentücher, Zigarettenstummel etc.). Das alles machen wir einerseits, um die Trash Walks wissenschaftsorientiert und konstruktiv zu nutzen. Denn auf lange Sicht hin sollen uns die gesammelten Daten helfen, den Nutzen der Trash Walks zu reflektieren und weitere notwendige Maßnahmen bezüglich Umweltschutz abzuleiten.

Andererseits trennen wir den Müll, um eine möglichst hohe Wiederverwertung der Rohstoffe, die im Müll stecken, zu ermöglichen. Nachdem wir den Müll getrennt haben, werden wir ihn in den entsprechenden Müllcontainern entsorgen, in denen er dann von der Müllabfuhr abgeholt wird.

Tipp: Um den Kindern zu zeigen, wie Abfallprodukte konkret wiederverwertet werden, lohnt sich der Besuch einer Recyclinganlage.

Die einzelnen Phasen eines Trash Walks

Insgesamt durchlaufen wir so bei jedem Trash Walk folgende Phasen:

Vor dem Trash Walk:

  • Formulierung der Präkonzepte: „Was vermuten wir?“

Während des Trash Walks:

  • Beobachtung: „Was beobachten wir?“

Nach dem Trash Walk:

  • Erklärung: „Wie erklären wir uns das Beobachtete?“
  • Ableitung von Handlungskonzepten: „Welche weiteren Schritte lassen sich daraus für uns ableiten?“

Wie kann man die Trash Walks für fächerübergreifendes Unterrichten nutzen?

HSU und Mathematik

Im Ganzen steckt in den Trash Walks nicht nur eine Menge Potenzial, was die Vermittlung von Umweltschutz im HSU betrifft, sondern sie lassen sich auch prima für fächerübergreifendes Unterrichten nutzen. So kann man unter anderem den mathematischen Inhaltsbereich „Größen und Messen“ in die Trash Walks integrieren, indem die Kinder nach jeder Müllwanderung zunächst das Gewicht ihres Müllsacks schätzen und anschließend durch Messen mit einem geeigneten Messgerät (Kofferwaage) ihre Schätzung auf Korrektheit überprüfen dürfn. Anschließend kann man es zum Ritual machen, die einzelnen Müllsäcke von den Kindern nach ihrer Masse ordnen zu lassen, wodurch sie lernen, Größen zu strukturieren.

Auch den mathematischen Inhaltsbereich „Daten und Zufall“ kann man mit den Trash Walks fördern. So sammeln die Kinder, indem sie den Müll nach der Wanderung trennen und kategorisieren, Daten aus ihrer unmittelbaren Lebenswirklichkeit, die genutzt und verglichen werden können. In diesem Zusammenhang lässt sich dann auch die Bedeutung von Diagrammen (am Beispiel Balken-/Säulendiagramm) stichhaltig erklären. Man erkennt etwas „auf einen Blick“ anstatt bei der Strichliste oder der Tabelle „auf mehrere Blicke“.

HSU und HSU

Zudem kann man auch den HSU Bereich „Technik und Kultur“ mit den Trash Walks in Verbindung bringen, indem sich jedes Kind vor der ersten gemeinsamen Müllwanderung eine Müllzange basteln darf. Dadurch lernen die Kinder, ausgewählte Werkzeuge sach- und sicherheitsgemäß zu nutzen. Weiterhin können sie die Funktion ihres Geräts erklären, indem sie dieses aktiv nutzen und sie können aus der eigenen Erfahrung heraus begründen, weshalb ihnen die Müllzange ihre Arbeit beim Müllsammeln erleichtert.

HSU und Werken & Gestalten

Nebenbei kann man das Fach „Werken & Gestalten“ integrieren, indem die Kinder ihre selbstgebauten Müllzangen mit verschiedenen Farben verzieren dürfen.

Nicht zuletzt kann manches des gesammelten Mülls natürlich auch genutzt werden, um es im Fach „Werken & Gestalten“ upzucyclen. Dadurch lernen die Kinder dann auch gleich, scheinbar nutzlose Stoffe in neuwertige Produkte umzuwandeln, wodurch auch eine Brücke zum HSU-Bereich „Stoffe und Energie“ geschlagen wird (Stichwort: Müllvermeidung).

Zusammenfassung zu den Trash Walks

Alles in allem öffnen Trash Walks also Türen in viele verschiedene Fachbereiche. Zudem lernen die Kinder dadurch in realen Situationen durch aktives Handeln, die Umwelt von Müll zu befreien. Und sie sammeln dabei konkrete Beobachtungen und Erfahrungen vor Ort. Deshalb lohnt es sich meiner Meinung nach, von Schulbeginn an regelmäßig auf gemeinsame Müllwanderung zu gehen.

Wie steht ihr zu dem Thema „Trash Walks in der Grundschule“? Könnt ihr euch vorstellen, Müllwanderungen in euren Grundschulalltag zu integrieren? An welcher Stelle seht ihr Chancen, an welcher möglicherweise auch Schwierigkeiten? Wie immer freue ich mich über euer Feedback in den Kommentaren.

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