Im Zuge der Globalisierung ist es längst keine Seltenheit mehr, auf Menschen zu treffen, deren Sprache nicht mit der eigenen Muttersprache identisch ist. Wie ich sowohl als Grundschullehrerin an einer Grundschule mit einem relativ hohen Migrantenanteil wie auch als reisende Grundschullehrerin erfuhr, ist eine Kommunikation zwar immer irgendwie möglich (Stichwort: Zeichensprache), kann sich mitunter aber ein bisschen schwierig gestalten.
Denn auch wenn man sich mit Zeichensprache grundsätzlich verständigen kann, ist es mit reiner non-verbaler Kommunikation so eine Sache. Oft ist ein verbales Gespräch einfach notwendig, um sich bezüglich einzelner Gesprächspunkte konstruktiv austauschen oder rückversichern zu können. Bleibt die Frage: Wie kann ein verbaler Austausch mit fremdsprachigen Kindern und Eltern in der Grundschule gelingen?
Auf eine gemeinsame Fremdsprache ausweichen
Der Optimalfall ist, wenn man eine gemeinsame Fremdsprache spricht. So kann man in einem gemeinsamen Gespräch bequem auf diese Sprache ausweichen. Das gilt sowohl für den Unterricht, indem man mit dem Kind auf eine gemeinsame Fremdsprache ausweicht wie auch für das Elterngespräch, indem man dies mit dem erwachsenen Gesprächspartner tut.
Einen zweisprachigen dritten Gesprächspartner als Übersetzer hinzuziehen
Oft kommt man allerdings auf keine gemeinsame Fremdsprache oder die Sprachkenntnisse sind zu rudimentär, um ein konstruktives Gespräch führen zu können. In solchen Fällen besteht eine Möglichkeit darin, einen zweisprachigen dritten Gesprächspartner, z.B. ein Kind aus einer anderen Klasse oder ein Familienmitglied, als Übersetzer hinzuziehen. Natürlich nur, sofern es die Gesprächsinhalte und die Rahmenbedingungen erlauben.
Hinweis: Mitunter kommt es auch vor, dass zwar die Kinder zweisprachig sind, die Eltern jedoch nur eine Sprache, ihre Muttersprache, sprechen. In solchen Fällen kann man dann einfach das Kind als Übersetzer hinzuziehen. Sofern es das Gespräch inhaltlich erlaubt.
Einen ausgebildeten Dolmetscher hinzuziehen
Alternativ kann man sowohl im Unterricht wie auch in einem Elterngespräch einen ausgebildeten Dolmetscher hinzuziehen. Hierbei gibt es allerdings mehrere Stolperstellen zu bedenken. Erstens übersetzt ein ausgebildeter Dolmetscher in den seltensten Fällen gratis, womit geklärt werden muss, wer ihn finanziert. Zweitens ist es gerade bei Elterngesprächen umso schwieriger einen Gesprächstermin zu finden, je mehr Personen am Gespräch teilnehmen. Drittens möchte man sowohl als Lehrperson wie auch als Elternteil oder Erziehungsberechtigter in einem vertraulichen Elterngespräch manche Inhalte vielleicht nicht vor einer unbekannten dritten Person ansprechen, wodurch das Gespräch durch die Anwesenheit des Dolmetschers einen Dämpfer bezüglich seiner Offenheit erfährt.
Auf die Übersetzer-Apps zurückgreifen
Im Zuge der Digitalisierung bieten mittlerweile allerdings einige Anbieter sogenannte Übersetzer-Apps an, die eine unabhängige Kommunikation ohne weiteren Gesprächspartner ermöglichen. Diese nutze ich persönlich gerne, da ich sie flexibel und ohne größeren Aufwand in meinem Unterrichtsalltag einsetzen kann. Das Einzige, was man eventuell benötigt, ist WLAN beziehungsweise mobiles Internet.
Ich persönlich greife immer auf den Google Übersetzer auf meinem Smartphone zurück. Die App „Google Übersetzer“ kann man sich kostenlos im Play Store downloaden. Die Bedienung ist eigentlich sehr einfach. Wenn man den Google Übersetzer zum ersten Mal verwendet, wird man gebeten, einerseits die Hauptsprache (in meinem Fall Deutsch) und andererseits die Sprache, in die man am häufigsten übersetzt, auszuwählen. Dies kann man ganz einfach tun, indem man bei Ausgangs- und Zielsprache jeweils auf den kleinen Pfeil nach unten klickt und die gewünschte Sprache auswählt. Hat man die App dann installiert, kann man Fotos, Artikel, E-Mails und sogar Spracheingaben in mehr als 100 Sprachen übersetzen.
Hinweis: Wenn man die Sprache für den Offline Modus herunterladen möchte, muss man auf das kleine Download-Symbol rechts dahinter klicken.
Ein Gespräch mithilfe der Google-Übersetzer App führen
Im Rahmen eines Elterngesprächs gehe ich immer so vor, dass ich zu Gesprächsbeginn den fremdsprachigen Kindern oder Eltern die App kurz zeige. Danach demonstriere ich ihren Einsatz in der Regel am Beispiel eines einladenden und erklärenden Satzes, den ich einspreche. Dazu lege ich nach Möglichkeit im Vorfeld meine Ausgangssprache (Deutsch) als auch die Zielsprache des Gegenübers (z.B. Spanisch) fest. So kann ich zu Gesprächsbeginn bequem auf den Button „Unterhaltung“ klicken. Danach versuche ich, den gewünschten Begrüßungssatz langsam und deutlich einzusprechen. Dieser wird dem Kind oder dem Elternteil kurz darauf in dessen Muttersprache vorgelesen. Um das Gespräch fortzuführen, klicke ich auf das Spracheingabesymbol des Gesprächspartners und halte dem Gegenüber das Smartphone zur Spracheingabe entgegen. Das Kind oder das Elternteil kann nun etwas einsprechen, was mir kurze Zeit später vorgelesen wird.
Zwar ist eine Unterhaltung auf diese Weise logischerweise etwas langwieriger, die App versteht das Eingesprochene nicht immer richtig, die Übersetzung passt nicht immer zu 100 % und die Sätze werden auch teilweise sehr monoton vorgelesen und doch bietet die App meiner Meinung nach eine gute Möglichkeit, um mit fremdsprachigen Kindern, Eltern oder allgemein mit fremdsprachigen Gesprächspartnern zu kommunizieren. Notfalls per Text- statt per Spracheingabe.
Tipp: Im Unterricht habe ich den fremdsprachigen Kinder die App einfach kurz gezeigt und einen Satz wie zum Beispiel „Hallo, die App hilft uns beim Reden“ eingesprochen und in die Zielsprache des Kindes übersetzen lassen. Eigentlich verstanden die Kinder daraufhin immer gleich den Zweck und wir konnten uns mithilfe der App ganz gut austauschen.
Hinweis: Neben dem Google Übersetzer gibt es noch weitere Übersetzer-Apps, die ich persönlich allerdings noch nicht in der Praxis ausprobierte.
Einen Echtzeit-Übersetzer benutzen
Alternativ zu den Übersetzer-Apps besteht eine weitere Möglichkeit darin, einen Echtzeit-Übersetzer wie beispielsweise die Translation earbuds von MYMANU CLIK (bezahlter Link) zu benutzen. Aufgrund des Preises habe ich mir die Übersetzungskopfhörer bislang allerdings noch nicht gekauft. Jedoch bin ich gerade dabei über einen Kauf nachzudenken. Denn mit den kabellosen Übersetzungskopfhörern kann man laut Beschreibung wohl Live-Stimmen in 29 Sprachen übersetzen. Dadurch wären die Übersetzungskopfhörer meiner Meinung nach gerade in gemeinsamen Unterrichtsgesprächen für fremdsprachige Kinder eine enorme Hilfe. Aber auch für mich als reisende Grundschullehrerin wären sie wahrscheinlich eine lohnende Investition.
Fazit zu Gesprächen mit fremdsprachigen Gesprächspartnern
Gespräche mit fremdsprachigen Kindern und Eltern in der Grundschule sind zwar eine Herausforderung, stellen allerdings kein unüberwindbares Hindernis dar. Gerade die Übersetzer-Apps ermöglichen immer mehr Flexibilität. Sie helfen weiter, wenn die eigenen Sprachkenntnisse ihre Grenzen erreicht haben. Und sie übersetzen Text- und Spracheingaben aus über 100 Sprachen in die Muttersprache der Kinder, Eltern und der Lehrperson. Dadurch kann man als Lehrperson sowohl mit fremdsprachigen Kindern im Unterricht wie auch mit fremdsprachigen Gesprächspartnern in Elterngesprächen kommunizieren ohne auf eine fremde dritte Person angewiesen zu sein. Das Einzige, was man benötigt, ist Internet sowie ein bisschen Geduld und Nachsicht mit der Übersetzer-App 😉.
Habt ihr Erfahrungen mit fremdsprachigen Gesprächspartnern in der Grundschule? Wie kommuniziert ihr mit ihnen? Wie immer freue ich mich über eure Kommentare und Erfahrungen aus der Praxis.