Besichtigung einer Grundschule in Trinidad, Kuba

Kuba-Grundschule-Trinidad

Von Havanna aus ging unsere Kuba-Reise nach Trinidad weiter. Hier besuchte ich an einem Donnerstagmorgen gemeinsam mit meinem Freund die Escuela Primaria Marcelo Salado Lastra. Auf dem Weg zur Grundschule kamen wir an einer Sekundarschule, der ESBU Julio Sotolongo, vorbei, deren äußerer Zustand fast noch erschreckender war als der der Eloy Alfaro Delgado Grundschule in Vedado. Dadurch sah ich bestätigt, dass erschreckende Zustände von Schulen auf Kuba leider keine Ausnahmen waren.

Marode-Sekundarschule-Trinidad-Kuba

Bunt angemalte Bungalows und ein Schulhof mit Schulgarten

Um so glücklicher war ich, als wir kurz darauf die Escuela Primaria Marcelo Salado Lastra erreichten und sie in deutlich besserem Zustand war. Zwar alt, aber immer noch in Schuss und einladend. Bunte Bungalows, ein bisschen Grünfläche, ein Schulgarten und ein Sportplatz mit allerdings deutlich in die Jahre gekommenen Basketballkörben zierten das äußere Erscheinungsbild. Außerdem war – wie traditionell üblich – eine Statue von José Martí sowie die gehisste kubanische Flagge zu sehen.

Kuba-Grundschule-Trinidad

Eindrücke von der Besichtigungstour

Leider war der Schulleiter sehr verschlossen und untersagte sowohl eine Teilnahme am Unterricht wie auch das Fotografieren. Einer kurzen Besichtigungstour willigte er jedoch ein, sodass wir kurze Zeit später unter Begleitung der Englischlehrerin das gesamte Schulgelände gezeigt bekamen und kurze Einblicke in ausgewählte Klassenzimmer aller Klassenstufen erhielten.

Große Grundschule

Insgesamt war die Escuela Primaria Marcelo Salado Lastra eine sehr große Grundschule. Die größte in Trinidad, wie mich die Englischlehrerin wissen ließ. Wie an allen kubanischen Grundschulen waren auch an dieser Grundschule die Klassenstufen 1-6 vertreten. Dabei gab es unter anderem sechs erste Klassen und vier sechste Klassen. Außerdem gab es mehrere Preescolar-Gruppen (dt.: Vorschul-Gruppen). Die durchschnittliche Klassengröße lag bei 25 Kindern.

Kinder in Schuluniform

Die Kinder waren ausnahmslos in der traditionellen kubanischen Schuluniform gekleidet. Die Mädchen trugen einen weinroten Rock, die Jungs weinrote Shorts. Dazu wurde ein weißes Shirt und ein Halstuch kombiniert. Die Kinder der ersten bis dritten Klasse trugen ein blaues, die Kinder der vierten bis sechsten Klasse ein rotes Halstuch. Im Gegensatz zu den Kindern trugen die Lehrer keine Uniform.

Frontal ausgerichtete Sitzordnung und Vermittlung von Basiskompetenzen in der Preescolar

Beim Blick in die Klassenzimmer der Preescolar-Gruppen war ich erstaunt, dass hier an der Grundschule in Trinidad bereits die Vorschulkinder in Reih und Glied an ihren Tischen saßen und ein richtiges Lern-Programm absolvierten. Die durchschnittlich Fünfjährigen erhielten dort u.a. Sprecherziehung und bekamen mathematische Basiskompetenzen wie beispielsweise die Zahlen von 1 bis 10, die Farben und die Formen vermittelt. Dadurch möchte man die Kinder auf die Anforderungen der Grundschule vorbereiten, wie ich erfuhr. Insgesamt fand ich diese verpflichtende Vorbereitung auf die Grundschule, in Form von Preescolar-Gruppen, wirklich gut. Sie erleichtert sowohl den Kindern wie auch den Lehrern die Anfangszeit in der Grundschule, indem man auf vorab vermittelte Basiskompetenzen aufbauen und an Vorwissen anknüpfen kann. Außerdem bewegen sich die Kinder mit Beginn der Grundschulzeit in einem ihnen vertrauten Umfeld, wodurch Anfangsschwierigkeiten reduziert werden. Über eine kindgemäßere Ausrichtung des Vorschulprogramms sollte man meiner Meinung nach dennoch nachdenken (Stichwort: mehr Spiel- und Bewegungsraum).

Übergang in die Grundschule im Alter von sechs Jahren

Wie mir die Englischlehrerin erzählte, wechseln die Kinder im Alter von sechs Jahren schließlich von der Preescolar in die Primaria. Dort werden die Kinder in Spanisch, Mathematik, Englisch, Physical Education, Kunst, Naturwissenschaften und Geschichte unterrichtet. Zudem erfahren sie Werteerziehung.

Zweckmäßige Ausstattung der Klassenzimmer

Was die Ausstattung der Klassenzimmer betrifft, so gibt es zu sagen, dass die Klassenzimmer über alles verfügen, was man für einen Frontalunterricht braucht. Tische, Stühle, eine Tafel, ein Pult und Lernplakate waren in jedem Klassenzimmer zu sehen.

Die Nationalhelden sind an der Grundschule omnipräsent

Auffällig war, dass ausnahmslos in jedem Klassenzimmer in der Tafelmitte ein Bild eines Nationalhelden hing. Das ABC, die Zahlenreihe oder ähnliches befanden sich entweder über der Tafel oder irgendwo am Rand. Dadurch wirkten sie im Vergleich zu den Revolutionären nebensächlich. Im Fokus schien etwas anderes zu stehen.

Auf dem Schulgelände gibt es eine schuleigene Zahnärztin

Was ich zuvor noch an keiner anderen Schule sah, jedoch super fand, war, dass auf dem Gelände der Escuela Primaria Marcelo Salado Lastra eine schuleigene Zahnärztin ansässig ist. Diese hat in einem der Bungalows ihren eigenen kleinen Raum und besucht die Kinder wohl jeden Tag in ihren Klassenzimmern. Wie ich erfuhr, überprüft sie dabei den Zustand der Zähne. Das fand ich wirklich prima. Denn dadurch können nicht nur Zahnerkrankungen bei den Kindern frühzeitig erkannt werden, sondern durch eine entsprechende Gesundheitserziehung wird gleichzeitig der Entstehung von Zahnerkrankungen vorgebeugt. Lobenswert!

Die Besichtigungstour endet mit guten Wünschen für die Zukunft

Mit den guten Eindrücken zur Schulzahnärztin endete dann auch schon unser Rundgang. Stolz zeigte mir die Englischlehrerin zum Abschluss noch den Namen der Grundschule, der groß an der Außenwand geschrieben stand. Sie war wirklich sehr lieb, aufgeschlossen, freundlich und an kulturellem Austausch interessiert. Leider stand ihr Kollege dem Ganzen ein wenig im Weg. Doch vielleicht kann sie ihn in Zukunft vom Gegenteil überzeugen und ihm einige seiner Zweifel nehmen, was die Begegnung mit Menschen aus dem Ausland betrifft. Das wäre auf jeden Fall wünschenswert. Mit diesen Wünschen endete meine Besichtigungstour an der Grundschule und somit auch mein Beitrag 😉.

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