Inhaltsverzeichnis
- 1. Schriftlichen Leistungsnachweis erstellen
- 2. Bewertungsgrundlage schaffen
- 3. Lernprozessbeobachtung im Rahmen der Unterrichtseinheit
- 4. Schriftlichen Leistungsnachweis kompetenzorientiert auswerten
- 5. Klassenspiegel ergänzen
- 6. Noten in die Notenliste eintragen
- 7. Leistungstendenz auf dem LNW für die Kinder ersichtlich machen
- Produktempfehlung
- Zusammenfassung
Jede Grundschullehrerin und jeder Grundschullehrer kennt es. Leistungsnachweise müssen ausgewertet, Zeugnisse geschrieben werden. Dabei müssen wir in den Zeugnissen meist zusätzlich zu den Noten auch Könnensprofile angegeben oder Verbalbeurteilungen schreiben. Dennoch wertet man v.a. produktorientierte schriftliche Leistungsnachweise in einem ersten Schritt häufig lapidar, aber nur selten kompetenzorientiert aus. Man trägt schnell die Punkte und die Noten ein und freut sich, die Korrektur abgeschlossen zu haben. Kurz vor der Zeugnisausgabe beginnt dann der Stress. Man muss Häkchen in den Könnensprofilen setzen, teilweise sogar Verbalbeurteilungen schreiben und dazu nochmals hektisch in den einzelnen schriftlichen Leistungsnachweisen blättern. So ging es mir anfangs zumindest.
Um den Stress vor der Zeugnisausgabe zu reduzieren und die Leistungen der Kinder bereits während des Schuljahres ganzheitlich in den Blick zu nehmen, habe ich mir deshalb ein System angelegt, mit dem ich schriftliche Leistungsnachweise in der Grundschule bereits während des Schuljahres kompetenzorientiert auswerten kann. So muss ich beim Schreiben der Zeugnisse nur noch für jedes Fach meine vorstrukturierte Mappe holen und kann sowohl die Könnensprofile als auch die Verbalbeurteilungen ohne Stress und mit gutem Gewissen ankreuzen beziehungsweise schreiben. Wie ich beim Erstellen und kompetenzorientierten Auswerten eines schriftlichen Leistungsnachweises genau vorgehe, beschreibe ich im Folgenden Schritt für Schritt. Außerdem stelle ich entsprechende Blanko-Dateien zum kostenlosen Download bereit.
1. Schriftlichen Leistungsnachweis erstellen
Wenn ich am Ende einer Unterrichtseinheit einen schriftlichen Leistungsnachweis plane, erstelle ich diesen (bis auf Weiteres) zu Beginn der Einheit. So kann ich den Kindern während der Unterrichtseinheit die Inhalte und Anforderungen transparent machen und gemeinsam mit ihnen die Kriterien besprechen, die es bei den einzelnen Aufgaben zu beachten gibt. Außerdem kann ich davon ausgehend den Lernprozess jedes einzelnen Kindes im Laufe der Unterrichtseinheit beobachten.
1.1 Zu überprüfende Kompetenzbereiche festlegen
Um den Leistungsnachweis am Ende kompetenzorientiert auswerten zu können, lege ich zuallererst für jede Aufgabe den Kompetenzbereich, den ich mit der entsprechenden Aufgabe überprüfen möchte, fest.
Am Praxisbeispiel – Schriftlicher Leistungsnachweis „Geometrische Körper, Verpackungen/Netze“, Mathematik:
Die zu überprüfenden Kompetenzbereiche ergeben sich aus meinem zuvor erstellen, kompetenzorientierten Ablaufplan zur Unterrichtseinheit und orientieren sich immer am Teilrahmenplan des jeweiligen Faches.
Praxisbeispiel eines Ablaufplans zu der Unterrichtseinheit „Geometrische Körper, Verpackungen/Netze“, Mathematik:
1.2 Aufgaben entwerfen
Nachdem ich die zu überprüfenden Kompetenzbereiche festgelegt habe, überlege ich mir, wie ich diese Bereiche überprüfen möchte. Dazu suche ich meist in Lehrerhandbüchern oder online nach Aufgabenideen. Diese passe ich dann auf meine Lerngruppe an und erstelle meist ergänzend dazu noch eigene Aufgaben.
2. Bewertungsgrundlage schaffen
2.1 Aufgaben bepunkten
Habe ich den Leistungsnachweis erstellt, bepunkte ich die einzelnen Aufgaben. Dazu erstelle ich einen Kriterienkatalog und mache mir bezüglich der Punktevergabe Gedanken (Was bepunkte ich? Wie bepunkte ich? Warum bepunkte ich so?). Am Ende lege ich für jede Aufgabe die Gesamtpunktzahl fest und überprüfe nochmals, ob die Punkte der einzelnen Aufgaben im Verhältnis zueinander stehen, d.h. dass es auf keine Aufgabe verhältnismäßig viele oder verhältnismäßig wenige Punkte gibt.
2.2 Aufgabenpunkte einteilen
Nachdem ich für jede Aufgabe die Maximalpunktzahl festgelegt habe, unterteile ich die einzelnen Aufgabenpunkte in „Das kannst du sehr gut“ (++), „Das kannst du“ (+), „Das kannst du teilweise“ (o), „Das musst du noch üben“ (-) und halte diese Unterteilung in dem Formular „Kompetenzorientierte Auswertung“ fest. So kann ich später direkt mit der Auswertung loslegen.
Herunterladen kann man sich die kostenlose Vorlage „Kompetenzorientierten Auswertung“ für die Fächer Deutsch, Mathe, Sachunterricht durch einen Klick auf den Download-Button:
2.3 Notenspiegel und Klassenspiegel erstellen
Danach ergänze ich in meiner allgemeinen Tabellenvorlage „Notenspiegel & Klassenspiegel“ die Gesamtpunktzahl sowie die entsprechende Punkte- und Notenabstufung basierend auf schulinternen Vereinbarungen.
Die entsprechende Tabellenvorlage „Notenspiegel & Klassenspiegel“ kann man sich für die Fächer Deutsch, Mathe, Sachunterricht durch einen Klick auf den Download-Button kostenlos herunterladen:
3. Lernprozessbeobachtung im Rahmen der Unterrichtseinheit
Auf Basis der festgelegten Kompetenzbereiche und Kriterien beobachte ich den Lernprozess jedes einzelnen Kindes im Laufe der Unterrichtseinheit. Dazu ziehe ich Schülerprodukte (z.B. Lern- und Übungsaufgaben aus dem Unterricht) heran und beobachte einige Kinder gezielt mit Blick auf die Lösungswege und Herangehensweisen im Unterricht. Um den Kindern eine könnensorientierte Rückmeldung geben zu können und sie gleichzeitig bei Bedarf frühzeitig zu unterstützen, gliedere ich meine Tabelle zur Aufzeichnung der Lernprozessbeobachtung immer in drei Spalten.
- Das kannst du! – Hier trage ich alles ein, was das Kind schon kann.
- Das musst du noch üben! – Hier trage ich alles ein, was das Kind noch üben muss (teilweise auch fächerübergreifende Aspekte oder bestimmte Beobachtungen aus dem Bereich Arbeits- und Sozialverhalten).
- Mögliche Fördermaßnahmen – Hier notiere ich mir bei Bedarf Überlegungen zu möglichen Fördermaßnahmen.
Meistens sammle ich meine Beobachtungen über den Morgen hinweg „ungeordnet“, aber natürlich mit Name und Datum versehen, in meinem Notizheft. Mittags übertrage ich die Beobachtungen dann geordnet in meine Tabelle. Wenn ich Schülerprodukte zuhause durchsehe, halte ich meine Beobachtungen meist direkt geordnet in der Tabelle fest.
Hinweis: Durch die Lernprozessbeobachtung kann ich die Ergebnisse des Schriftlichen Leistungsnachweises besser beurteilen und eher abschätzen, ob die Leistungen eines Kindes tagesformabhängig waren oder seinen allgemeinen Leistungen in den entsprechenden Kompetenzbereichen entsprechen. Gleichzeitig erkenne ich durch die längerfristige und intensive Beobachtung auch die Potenziale des Kindes und richte den diagnostischen Blick u.a. auch auf das Können.
Herunterladen kann man sich die kostenlosen Vorlagen „Lernprozessbeobachtung“ für die Fächer Deutsch, Mathe, Sachunterricht durch einen Klick auf den Download-Button:
4. Schriftlichen Leistungsnachweis kompetenzorientiert auswerten
Nachdem die Kinder den Leistungsnachweis geschrieben haben, werte ich diesen zuhause direkt kompetenzorientiert aus. Dazu bepunkte ich nacheinander jede Aufgabe mithilfe des vorher festgelegten Kriterienkatalogs und Punkterasters und trage anschließend im Formular „Kompetenzorientierte Auswertung“ (siehe Download-Datei unter 2.2) die Punkte sowie das entsprechende Symbol (++. +. 0. -) in das jeweilige Feld ein.
Erkenne ich bei der Auswertung, dass ein Kind in einem Bereich besonders fit ist oder es sich im Gegenteil mit einem Bereich besonders schwer tut, vermerke ich dies durch eine kurze schriftliche Notiz bei mir in der Tabelle und parallel dazu auf dem Leistungspapier, um Transparenz zu schaffen. Ebenso verfahre ich, wenn sich ein Kind nur mit einem bestimmten Teil der Aufgabe schwer tut und den anderen Teil schon prima beherrscht (z. B. Du zeichnest sehr sauber, allerdings hältst du die Maße nur teilweise ein. Wir werden das Einhalten von Maßen daher nochmals gemeinsam üben :-)).
Wenn ich alle Aufgaben ausgewertet habe, vermerke ich in meiner Tabelle (siehe Download-Datei unter 2.2) in der letzten Spalte bei allen Kindern die Gesamtpunktzahl und die entsprechende Note.
5. Klassenspiegel ergänzen
Nachdem ich die Noten aller Kinder ermittelt habe, ergänze ich auf dem Formular „Notenspiegel & Klassenspiegel“ (siehe Download-Datei unter 2.3) den Klassenspiegel und rechne den Klassendurchschnitt aus.
6. Noten in die Notenliste eintragen
Danach trage ich die Noten in die Notenliste des entsprechenden Faches ein.
Herunterladen kann man sich die kostenlose Vorlage „Notenliste“ für die Fächer Deutsch, Mathe, Sachunterricht durch einen Klick auf den Download-Button:
7. Leistungstendenz auf dem LNW für die Kinder ersichtlich machen
Am Ende vermerke ich bei jedem Kind die Note auf dem Leistungspapier. Das tat ich ursprünglich ganz normal in Ziffernform. Da ich allerdings vor allem in der dritten Klasse, in der in RLP die Noten hinzukommen, die Erfahrung machte, dass die Kinder anhand der notierten Ziffer nur schwerlich ihre Leistungstendenz einordnen konnten und auch die Eltern die Note 3 manchmal für einen Weltuntergang hielten, überlegte ich mir, wie ich die Leistungstendenz besser auf dem Leistungspapier ersichtlich machen könnte.
Dabei stieß ich auf den Siebdruck-Stempel „Perpetuum“ „Notenspiegel“ (bezahlte Werbung) von TimeTex. Dieser zeigt den Notenspiegel linear an. Dadurch können Eltern wie Kinder die Gesamtleistung hoffentlich besser einordnen. Denn durch die lineare Anordnung der Noten kann man ganz gut erkennen und sich vor Augen führen, ob und inwieweit die erbrachte Leistung eine Tendenz in die eine Richtung beziehungsweise eben auch in die andere Richtung aufweist.
Den Stempelabdruck kann man einfach am Ende des Leistungsnachweises platzieren und die entsprechende Note ankreuzen.
Tipp: Bei DaZ-Kindern, bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder bei Kindern aus unteren Klassenstufen, bei denen die Noten durch verbale Beurteilungen ersetzt werden, eignet sich der Siebdruck-Stempel „Perpetuum“ „4 Gesichter“ (bezahlte Werbung) von Timetex. Durch den Smiley-Stempel können alle Beteiligten direkt erkennen, welche Tendenz die Leistungen des Kindes im Allgemeinen aufweisen. Dadurch wird die verbale Beurteilung – wie ich finde – sinnvoll ergänzt.
Hinweis: Mehr zum Einsatz vom Smiley-Stempel im Grundschulunterricht findet ihr in diesem Blogbeitrag.
Produktempfehlung
Bestellen kann man sich die beiden TimeTex Siebdruck-Stempel (Anzeige) hier:
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Zusammenfassung
Da meine ganzen Download-Dateien nach einer Formular-Flut schreien, hier ein kurzer geordneter Überblick. Insgesamt führe ich in jeder Lerngruppe pro Fach eine Mappe. Darin befindet sich jeweils ganz vorne die Notenliste. So sehe ich die Noten der Kinder in diesem Fach auf einen Blick und kann frühzeitig darauf reagieren. Dahinter befinden sich die Noten- & Klassenspiegel sowie die kompetenzorientierten Auswertungen der einzelnen Leistungsnachweise. Dazwischen haben die Lernprozessbeobachtungen zu den jeweiligen Inhalts- und Kompetenzbereichen ihren Platz.
Hier der Ausschnitt eines Inhaltsverzeichnis zur Orientierung:
- Notenliste Mathe 4 b
- Noten- & Klassenspiegel LNW 1
- Kompetenzorientierte Auswertung LNW 1
- Lernprozessbeobachtungsbögen zu den Inhalts- und Kompetenzbereichen des LNW 1
- Noten- & Klassenspiegel LNW 2
- Kompetenzorientierte Auswertung LNW 2
- Lernprozessbeobachtungsbögen zu den Inhalts- und Kompetenzbereichen des LNW 2
- usw.
Nun aber genug von mir. Wie geht ihr bei der kompetenzorientierten Auswertung von Leistungsnachweisen vor? Habt ihr ein ähnliches System? Arbeitet ihr auch mit Formularen und Tabellen oder nutzt ihr andere Medien? Wie immer freue ich mich über eure Kommentare und Erfahrungen aus der Unterrichtspraxis.
Wichtiger Hinweis: Die Namen, Punkte und Noten in den eingefügten Bildern sind fiktiv gewählt und nur beispielhaft eingetragen!