Monika, Wittelsbach-Schule: Ich kam kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in die Volksschule!

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Monika (Wittelsbach-Schule, Deutschland, 1946-1950):

Ich kam 1946, also vor 72 Jahren in Pirmasens zur Schule. Damals war ich sechs Jahre alt und der Zweite Weltkrieg war gerade erst vorbei. Als ich in die Schule kam, gab es noch keine Grund- und Oberschulen wie heute. Bei uns gab es nur die Volksschule. Die besuchte man von der ersten Klasse bis in die achte Klasse. Von der ersten bis zur vierten Klasse ging ich in das Wittelsbach-Schulhaus, das war im Winzler Viertel. Als ich dort zur Schule kam, war das Schulhaus größtenteils zerbombt. In der Mitte des Schulhauses befand sich ein großer Bombenkrater, auch einer der beiden Treppenaufgänge war komplett zerstört.

Eine Schultüte zur Einschulung wie sie heute üblich ist gab es damals nicht. Am Tag meiner Einschulung ging ich einfach morgens zur Schule. Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern mich begleiteten. Zu meiner Schulzeit gab es nur bis zur dritten Klasse gemischte Klassen. Danach wurden wir getrennt in Jungen und Mädchen und außerdem in Katholisch und Protestantisch.

Mein Schulranzen war aus dickem Pappkarton, aber er war gut stabil und sah aus wie ein richtiger Schulranzen. In meinem Ranzen hatte ich immer eine Kreidetafel, an der ein Schwamm und ein Trockentuch mit einer Schnur befestigt waren, daran erinnere ich mich noch. Ich weiß auch noch, dass der Schwamm und das Trockentuch immer hinten aus dem Ranzen heraushingen. Ich überlege die ganze Zeit, ob wir Schulbücher hatten, aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Was ich noch weiß, ist, dass wir keine Schulhefte hatten. So etwas gab es damals noch nicht, denn vorher war ja Krieg.

Ich wohnte im Weißhof, also ungefähr einen Kilometer von meinem Schulhaus entfernt. Ich lief jeden Morgen zu Fuß zur Schule. Der Schulweg dauerte so ungefähr 30 Minuten, weil der Weg dorthin größtenteils zerbombt war. Gehwege oder so gab es noch nicht. Später, als meine jüngere Schwester Renate auch ein Schulkind war und meine jüngste Schwester Christel in den Kindergarten ging, musste ich früher aufstehen. Ich war die Älteste und musste meine Schwestern jeden Morgen fertig machen. Meine Mutter und mein Vater gingen morgens schon früh auf die Arbeit, von daher machte ich uns die Haare und nahm Renate mit in die Schule. Christel brachten wir vorher in den St. Anton-Kindergarten, den es zu meiner Zeit noch nicht gab. Die Kindergärten gab es erst später, als ich schon in der dritten oder vierten Klasse war.

Die Volksschule ging immer um 8.00 Uhr los. Jeden Morgen ertönte die Schulklingel. Wir Kinder waren zum Gong alle schon im Klassenzimmer. Wenn unser Fräulein dann kurz darauf ins Klassenzimmer kam, standen wir alle auf und begrüßten sie mit: „Guten Morgen, Fräulein“. Wir mussten unsere Lehrerin immer Fräulein nennen. Sie trug auch immer einen Rock. Das war damals so üblich.

Vorne in unserem Klassenzimmer gab es eine Tafel. Davor stand das Pult. Unser Fräulein saß fast immer am Pult. Nur manchmal ging sie durch das Klassenzimmer. Wir Kinder saßen zu zweit nebeneinander. Wir durften uns aussuchen, neben wem wir sitzen. Bei uns gab es damals noch so alte Holztische, die mit Bänken verschraubt waren. Diese Konstruktionen standen in Reihen hintereinander.

In den ersten Klassen lernten wir Lesen, Schreiben und Rechnen. Außerdem hatten wir Religionsunterricht beim Pfarrer. Sportunterricht und Handarbeitsunterricht hatten wir erst später in der Oberschule. Wenn wir etwas Wichtiges zu sagen hatten oder auf den Klo mussten, durften wir uns melden. Wir streckten dazu den Arm mit ausgestrecktem Zeigefinger nach oben. Manchmal machten wir Ausflüge. Einmal mussten wir zum Beispiel Kartoffelkäfer in Gläser sammeln. Die wurden dann später vernichtet. Untersucht haben wir die nicht. Wir haben nur geholfen, die Felder von den Käfern zu befreien.

Eine Schuluniform gab es nicht. Allerdings musste jedes Mädchen eine Schürze über seinem Kleidchen tragen. Mein Kleidchen für die Schule hatte ich immer eine Woche lang an – genau wie alle anderen Kinder auch. Wenn man mittags aus der Schule kam, zog man sich gleich um, legte das Kleidchen ordentlich beiseite und zog es am nächsten Tag wieder an. Samstags hat die Mutter dann immer gewaschen und montags zog man das Kleidchen wieder an.

Manchmal hat unser Fräulein den Unterricht früher beendet. Dann gingen wir einfach früher nach Hause. Jeder aus unserer Klasse hatte einen Haustürschlüssel. Die Eltern wurden vorher nicht über das vorgezogene Unterrichtsende informiert. Unser Fräulein entschied das einfach und dann war es so. Ich fand das aber gut. Denn manchmal gingen an solchen Tagen ein paar Klassenkameradinnen mit mir nach Hause. Wir hatten zuhause nämlich Zucker. Meine Klassenkameradinnen und ich machten dann Brotscheiben nass und tauchten sie in den Zucker. Das hat so gut geschmeckt.

An den Tagen, an denen der Unterricht regulär endete, war es immer so, dass ich nach der Schule nach Hause gelaufen bin. Zuhause angekommen, zog ich mich gleich um. Dann gab es Mittagessen. Nach dem Mittagessen machte ich meine Hausaufgaben und dann ging ich raus auf die Straße spielen. Alle Kinder aus meiner Straße trafen sich jeden Mittag draußen zum Spielen. Drinnen spielten wir fast nie. Auch unsere Eltern waren fast immer draußen.

Frech waren wir zu unserer Fräulein in den ersten Klassenstufen nie. Widerworte gaben wir auch keine. Der Respekt kam von zuhause. Nach dem Krieg hatten alle noch Angst – keiner traute sich, etwas gegen das Fräulein zu sagen. Auch meine Eltern sagten nie etwas Schlechtes über sie. Ich selbst habe die Lehrerin und die Schule auch nie kritisiert. So etwas gab es überhaupt nicht. Darüber dachte man auch gar nicht nach. Später, gut, da war man schon mal frech. Dann gab es vom Fräulein oder vom Pfarrer einen Hieb mit dem Stock, aber das war selten.

Ich ging immer gerne zur Schule. Mir hat auch immer alles dort gefallen. In der Schule hatte ich Freundinnen, wir waren beisammen und unser Fräulein war auch lieb.

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