Lisa (Grundschule Gersbach/Winzeln/Windsberg, Deutschland, 1997-2001):
1./2. Klasse Grundschule Gersbach
Ich wurde im Jahr 1997 in der Grundschule Gersbach eingeschult.
Am Tag der Einschulung war ich aufgeregt. Einige Kinder kannte ich zwar schon aus dem Kindergarten, aber die meisten waren fremd für mich. Meine Klassenlehrerin, Frau Feyock, war sehr lieb und sie hatte dieselbe Haarfarbe wie ich.
Ich ging gerne zur Schule. Besonders die Traumreisen, die wir in der ersten und zweiten Klasse machten, mochte ich sehr. Jeder von uns hatte sein eigenes Stuhlkissen. Bei einer Traumreise durften wir uns alle mit unserem Kissen einen Platz auf dem Boden suchen und es uns gemütlich machen. Anschließend sind wir in die Traumwelt abgetaucht. Wir flogen über Wolken, sahen Schmetterlinge, bunte Blumen, tauchten in eine Phantasiewelt ein.
Unser Maskottchen, das uns beim Lesen und Schreiben begleitete, hieß Umi. Außerdem gab es noch Abraxas, einen Raben, der Umi immer Streiche spielte und Buchstaben klaute.
Unsere Klassenlehrerin spielte im Matheunterricht oft Kopfrechen-Bingo mit uns. Dann erklärte sie uns meistens einen neuen Unterrichtsinhalt oder wir erledigten alternativ Übungsaufgaben in unserem Rechenbuch oder Arbeitsheft. Oft teilte sie uns auch Arbeitsblätter aus. Neben Mathematik hatten wir noch Deutsch, Sachunterricht, Sport, Religion, Kunst und Musik als Fach. In Deutsch hatten wir Hefte mit Lineatur. Dadurch sollten wir lernen, die Buchstaben sauber und ordentlich zu schreiben. Zum Sport mussten wir in die Mehrzweckhalle laufen, da es im Schulhaus selbst keine Sporthalle gab. Wir liefen immer an einem Tag in der Woche mit den Zweitklässlern hin. Wenn wir morgens nicht brav waren, fiel der Sportunterricht aus.
Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass wir zu Beginn meiner Schulzeit immer unser Pausenbrot mit in den Pausenhof nahmen. Ab dem zweiten Schulhalbjahr wurde dann allerdings in der ganzen Schule die Frühstückspause eingeführt. Jeder durfte von zuhause ein Tischset mitbringen, das in der Schule unter der Bank gelagert wurde. In der Frühstückspause aßen wir alle zusammen. Unsere Lehrerin achtete immer darauf, dass wir uns gesund ernährten. Außerdem hatte jeder von uns eine Tupper-Brotdose und dazu entweder eine Sigg-Flasche oder eine Emil-Trinkflasche. Plastiktüten und Plastikflaschen durften wir nicht mitbringen.
In der zweiten Klasse hatten wir in unserem Klassenzimmer ein Terrarium mit Landschnecken, um die wir uns abwechselnd kümmern mussten. Außerdem züchteten wir in unserem Klassenzimmer Kresse und wir pflanzten Wasserlilien. Unsere Klassenlehrerin machte auch oft mit uns einen Ausflug auf die Wiese oder in den Wald. Sie kannte sich sehr gut mit Wiesenblumen und Pilzen aus. Bei ihr im Unterricht lernten wir daher viel darüber.
Manchmal gingen wir auch in das ausgebaute Dachgeschoss unserer Schule. Dort befand sich die Schulbücherei, in der wir in Büchern stöbern oder uns Bücher ausleihen durften. Ich lieh mir oft Willi Wiberg-Bücher aus.
In der großen Pause hüpften wir Gummitwist oder sprangen Seil. Manchmal spielten wir auch alle gemeinsam Ochs am Berg. Später sponsorte uns der Förderverein zwei Käsebretter. Allerdings musste man wirklich früh dran sein, um einen Platz am Käsebrett zu ergattern. Zu meiner Grundschulzeit waren auch die Stickeralben total modern. Jeder hatte ein solches Album und in der kleinen Pause tauschten wir Mädchen immer Sticker untereinander.
Zum Geburtstag oder wenn man etwas ganz toll machte, bekam man entweder einen Umi-Sticker oder eine Tierkarte. Wenn wir unsere Hausaufgaben sorgfältig erledigten oder besonders schön schrieben, malte uns unsere Klassenlehrerin ein Lachsmiley ins Heft. Ansonsten bekamen wir ein Weinsmiley. Noten bekamen wir in der ersten und zweiten Klasse noch nicht. Die gab es erst ab der dritten Klasse.
Unsere Hausaufgaben wurden jeden Tag kontrolliert. Manchmal mussten wir die Hefte auf die Bank legen und die Lehrerin kam mit dem roten Korrekturstift vorbei. Manchmal sammelte sie die Hefte auch auf dem Pult und korrigierte sie dort. Ab und an kam es auch vor, dass unsere Klassenlehrerin aufeinanderfolgend ein paar Kinder zu sich nach vorne rief. Wir mussten uns dann in einer Reihe neben dem Pult aufstellen und bekamen nacheinander unsere Hefte korrigiert.
Wenn ein Kind unserer Klasse nicht brav war, musste es zur Klassenlehrerin nebenan und im Kabäuschen etwas abschreiben. Zum Glück musste ich dort nie hin.
Als ich noch zur Grundschule ging, hatten die Schulkinder entweder einen eckigen Scout-Schulranzen oder einen eckigen McNeill Schulranzen. Ich hatte einen Pandabären-Scout. Dazu natürlich das passende Federmäppchen, das passende Schlampermäppchen, den passenden Spitzer und den passenden Turnbeutel. Das war damals so üblich. Ich erinnere mich noch daran, dass mein Ranzen schwer war. Wir mussten damals jeden Tag all unsere Hefte und Bücher mitschleppen. Jedes Heft musste einen Umschlag mit Baststruktur tragen und alle Bücher waren in durchsichtige Buchschutzhüllen mit rotem Kantenschutz eingewickelt. Abweichungen gab es nicht.
In unserer Klasse gab es immer einen Tafeldienst, einen Kehrdienst und einen Mülldienst. Später kamen noch ein Blumendienst und ein Terrarium-Dienst hinzu. Durch die Dienste sollten wir lernen, Verantwortung für bestimmte Aufgaben zu übernehmen und die Tätigkeiten selbst auszuführen.
Nach der Schule um 12.00 Uhr ging ich täglich eine Stunde bis 13.00 Uhr in die Betreuung. Dort bastelten wir mit unserer Betreuerin Petra etwas. Petra nahm uns immer an der Eingangstür der Betreuung herzlich in Empfang und hatte immer tolle Ideen. Einmal durften wir Hasen aus Heu basteln und den Heißkleber mit ihrer Hilfe bedienen, daran erinnere ich mich noch gut.
Wenn ich nachmittags nach Hause kam, machte ich nach dem Essen immer direkt meine Hausaufgaben. Anschließend traf ich mich entweder mit Freundinnen, ging in den Garten oder spielte in meinem Zimmer Schule. Unsere Klassenlehrerin kopierte immer ein paar Arbeitsblätter zu viel. Diese übrigen Blätter legte sie vorne auf einem Stuhl neben dem Pult ab. Wer mochte, durfte sich ein Blatt mit nach Hause nehmen und damit üben oder Schule spielen.
Ich erinnere mich auch noch sehr gut daran, dass Kinder, die ihren Bleistift im Pfötchengriff hielten, eine Schreibhilfe bekamen. Die sollte ihnen dabei helfen, den Stift im Dreifingergriff zu halten. Ich hielt den Stift zwar im Dreifingergriff, wollte aber auch unbedingt so eine Schreibhilfe. Also gab ich mein Bestes, um eine zu bekommen. Vergebens. Ab der zweiten Klasse schrieben wir dann mit Füller. Wir hatten alle entweder einen Füller von Lamy oder einen von Pelikan. Außerdem hatten wir immer die großen blauen Tintenpatronen. Kleine Tintenpatronen durften wir nicht verwenden.
3./4. Klasse Umzug in ein neues Schulgebäude samt neuer Klassenlehrerin
Nach den ersten zwei Grundschuljahren wechselten wir das Schulgebäude und die Klassenlehrerin. Wir zogen von der Grundschule Gersbach in die Grundschule Winzeln um.
Auf dem Winzler Schulhof gab es ein Klettergerüst und große Eicheln und Kastanienbäume. In der Pause bauten wir daher oft Häuser in die Bäume. Manchmal trafen wir uns auch nachmittags auf dem Schulhof, um an dem Baumhaus weiterzubauen.
Frau Schappert, unsere neue Klassenlehrerin war schon etwas älter und relativ streng, aber sie machte auch immer Spaß mit uns. Wir lernten bei ihr viel über Grammatik und übten richtig schreiben. Außerdem scannten wir einmal unsere Bilder, die wir vorher im Kunstunterricht gemalt haben, ein, um daraus Postkarten zu machen. Daran erinnere ich mich noch gut, weil es für Frau Schappert ein Großereignis war.
Unsere Klassenlehrerin aß gerne Wurstbrötchen. Deshalb durften manchmal zwei Kinder aus unserer Klasse in der großen Pause in die Dorf-Metzgerei laufen und ihr ein Wurstbrötchen kaufen. Das Geld dafür gab sie uns immer mit.
In Mathe unterrichtete uns Herr Göttel. Er war der Rektor. Herr Göttel war genau wie Frau Schappert streng und anspruchsvoll, aber er war lieb, lustig und brachte uns sehr viel bei.
In Handarbeit war Frau Arnold unsere Lehrerin. Ich mochte sie. Frau Arnold hatte echten Sinn für Humor. Wenn wir „Appel und Ei“ spielten, besuchten wir sie manchmal zuhause. Denn Frau Arnold wohnte im Dorf und man konnte mit ihr wirklich gute Tauschgeschäfte machen. Sie war echt großzügig. In ihrer Wohnzimmerstube tummelten sich die Unterrichtsmaterialien nur so. Dort gab es ne Menge zu entdecken.
Das Gute an der Winzler Grundschule war, dass ich zur Schule laufen konnte, denn ich wohnte im Dorf. Mittags lief ich immer mit Max und Carina nach Hause. Häufig waren wir auf dem Schulweg noch im Stegner und kauften uns Gummibärchen, Center Shocks oder saure Schnüre. Manchmal steckten wir auch zehn Pfennig in den Kaugummiautomat und drehten uns Kaugummis oder Ninja-Kämpfer.
An den Wandertagen machten wir Ausflüge auf die Winzler Felder. Jeder von uns hatte eine Rucksack mit. Unterwegs picknickten wir. Auf den Feldern war immer frische Luft und wir hatten dort auch immer viel Spaß.
Am meisten Angst hatte ich in der gesamten Grundschulzeit vor dem Fahrradführerschein. Denn die beiden Verkehrspolizisten sahen immer sehr streng aus. Auch die Bundesjugendspiele Geräteturnen mochte ich überhaupt nicht. Ich war im Geräteturnen eine echte Niete und fand es furchtbar, vor anderen etwas vorturnen zu müssen. Jedes Jahr wenn die Bundesjugendspiele anstanden, hatte ich schon Tage zuvor richtige Bauchschmerzen. Teilgenommen habe ich trotzdem immer.
Insgesamt war meine Grundschulzeit wirklich schön. Meine Grundschullehrerinnen und -lehrer waren streng und anspruchsvoll, aber sie hatten alle das Herz am rechten Fleck. Ich wollte schon an meinem ersten Schultag Grundschullehrerin werden – genau wie sie!
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