Lilli (Schule 3 Bestobe, Kasachstan, 1967-1971):
Ich war von 1967-1971 in der ehemaligen Sowjetunion in der Schule. Um eingeschult zu werden, musste man volle sieben Jahre alt sein. Der Unterricht für die Grundschüler, also für die Klassen 1-4, fand immer nachmittags von 13.30 bis 18.00 Uhr statt. Morgens wurden die Fünft- bis Zehntklässler unterrichtet. Wir hatten jeden Tag außer sonntags Unterricht.
In unserer kleinen Goldgräberstadt mit 17.000 Einwohnern gab es vier Schulen. Davon war eine Schule eine kasachische Schule und drei Schulen waren russisch-kasachisch gemischt. Ich war in einer gemischten Schule – in der Schule 3. Dort gab es insgesamt vier Grundschulklassen mit jeweils 30-32 Schülern.
In der Grundschule, die von der ersten bis zur vierten Klasse dauerte, hatte man durchgängig eine Lehrerin. Im Klassenzimmer gab es Schulbänke. Man saß immer zu zweit nebeneinander. Die Arme musste man während des Unterrichts auf die Schulbank legen – Unterarm auf Unterarm. Wenn man etwas zu melden hatte, musste man den oben liegenden Arm hochklappen. Man durfte nicht den ganzen Arm in die Luft strecken.
Es musste immer still und ruhig sein und man musste immer aufmerksam sein (es war aber nicht immer so😊). Wenn man im Unterricht etwas angestellt hatte, musste man sich meistens in die Ecke stellen oder die Eltern wurden gerufen. Schläge bekam niemand vom Lehrer – das war verboten.
Natürlich musste man trotzdem immer Hausaufgaben machen, weil der Lehrer diese am nächsten Tag kontrollierte. Wenn man aufgerufen wurde, musste man nach vorne an die Tafel gehen und vor der Klasse die Fragen des Lehrers beantworten. Auch mein Papa kontrollierte meine Hausaufgaben jeden Tag. Ab der ersten Klasse bekamen wir Noten und im Zeugnis waren auch Noten. Allerdings entsprach bei uns die Ziffer 6 der Note sehr gut und die Ziffer 1 der Note ungenügend. Die Notendefinition war also genau umgekehrt.
Man hatte großen Respekt vor dem Lehrer. Der Lehrer war für dich etwas Besonderes. Darum sind die Kinder aus Kasachstan und Russland meistens gut in Mathematik. Außerdem gab es bei uns in der Grundschule Schönschreibunterricht. Wir mussten in der 1. Klasse jeden Tag eine Stunde schön schreiben. Dazu hatten wir extra ein Heft mit Linien. Wir schrieben auch von Anfang an mit einer Feder und mit Tinte, damit wir schön schreiben lernten.
In der neunten und zehnten Klasse, also nicht mehr in der Grundschule, aber ich kann mich trotzdem noch gut daran erinnern, lernte man, wie man ein Gewehr zusammenbaut.
Es gab drei Monate Sommerferien. Die dauerten von Juni bis August. Außerdem gab es im Januar zwei Wochen Ferien. Dazwischen gab es noch im Herbst und im Frühling jeweils eine Woche, glaube ich.
Die Zeit in der Grundschule war eine schöne Zeit. Am liebsten mochte ich Mathe, Schreiben und Sport. Die Lehrer erklärten den Schülern viel, machten viel für sie und förderten sie auch viel.
Mittlerweile hat sich viel geändert. Es gibt zum Beispiel keine Schuluniformen mehr wie früher. Wir Mädchen hatten braune Kleider mit weißen Manschetten und schwarzen oder weißen Vorbindern. Die Jungs hatten blaue Kostüme mit weißen Hemden.
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